Schokoladenseiten-Finderin – GABO

Ob eitel oder nicht, eine Schokoladenseite haben wir alle. Das Kaschieren der eigenen Makel und die Hervorhebung unserer Lieblingsfeatures ist langjährig eingeübt und geschieht beinahe unbewusst. Andere jedoch in ihrem besten Licht zu präsentieren, ist schon eine schwierigere Angelegenheit.

Die international renommierte Fotografin GABO besitzt genau hierfür ein Ausnahmetalent und kitzelt aus allen die Schokoladenseite heraus – egal ob Model, Schaupieler, Sportler oder Präsident.

Von diesen hatte GABO in den letzten Jahren nicht wenige vor der Kamera.

In der Vorbereitung zu ihrer großen Ausstellung FAME, die über 11 Etagen als „vertical gallery KÖ59“ im Hotel KÖ59 den „Beauty+Health Summit by Douglas“ in Düsseldorf begleitete, konnte ich bereits hautnah die Schokoladenseiten der Celebritys bestaunen: Ob Yoko Ono, Wladimir Klitschko, Barbara Schöneberger, Iris Berben, Nina Hagen, Boris Becker oder Verona Pooth u.v.m. – sie alle wurden im besten Licht verewigt von GABO.

Von GABO kann man zum Thema Beauty wirklich einiges lernen. Das liegt vermutlich daran, dass die Ausnahmefotografin früher selbst als Model vor der Kamera stand und somit beide Perspektiven kennt. Sie weiß, wie man das Schöne einfängt und inszeniert. „Niemand ist hässlich, es gibt nur schlechtes Licht“, sagte sie mir während der Vorbereitung zur Ausstellung. Ein wahrhaftiger Aha-Moment war das. Wenn ich das nächste Mal in der Umkleidekabine unter Neonlicht stehe und feststelle, wie das biologische Alter nach oben schnellt, werde ich in Zukunft das Licht verantwortlich machen und meinem Selbstwert eine Pause gönnen…

Doch nicht nur der 360° Blick rund um die Kamera macht GABO zur Expertin, sondern auch ihre Einstellung zum Metier: „Schönheit kann man rauskitzeln: mit Lachen, Champagner, Musik & Lippenstift“. Und wer würde wohl diese Power-Kombi ablehnen? Schönheit als Feel-Good-Konzept und nicht in Form von Saftkuren und Makellosigkeit.

Letzteres ist sowieso schon lange überholt, denn ohne Makel keine Ecken und Kanten. Furchtbar langweilig, wenn man mich fragt.

Und genau aus diesem Grund liebe ich GABOs Fotografien so sehr – sie sind immer schön, ohne nach Makellosigkeit zu streben. Die Werke sind wie ein emotionales Barometer der Porträtierten und zeigen die Tiefe ihrer Persönlichkeit, Ecken und Kanten inklusive. Wenn Barbara Schöneberger sich im Leibchen Spaghetti reinhaut, Iris Berben eine Männertorte verspeist oder Boris Becker durch einen zerschlagenen Tennisschläger traurig schaut, dann ist das Lebenslust, Wahrheit, Humor, Erotik – einfach Seele pur! GABO verschafft all diesen Facetten einen Platz und setzt damit, um es mit ihren Worten auszudrücken, einen „Meilenstein und keinen Grabstein“. Kunst konserviert Schönheit.

Und während wir weiter darüber nachdenken, was das eigentlich bedeutet,

verändert sich wohlmöglich, in welchem Licht wir unsere Schokoladenseiten sehen!<

_>Text: Alexandra Iwan _>Foto: Gabo_Campino_Analog_Portrait_90x120                    

_>Foto: Michael Petersohn

>GABO

Gabriele Oestreich-Trivellini (* 15. April 1961 in Hamburg) ist eine deutsche Fotografin.Unter ihrem Künstlernamen GABO porträtiert sie seit 1985 hauptsächlich prominente Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Film und Fernsehen. Gabo war zudem Stammfotografin der Band Die Toten Hosen und lichtete die Mitglieder über Jahrzehnte regelmäßig ab. Die Coverfotos der Alben „Reich & Sexy“ und „Love, Peace & Money“ entstanden in ihrem Studio. An der Regie des Videos zu „Paradies“ war sie beteiligt. Zwischendurch reiste Gabo für eine Fotoreportage über Krokodile in den Regenwald oder fotografierte in Uganda, um über Aids zu berichten. Sie fotografierte Erotik für den Playboy und Mode für Brigitte. Es entstanden gelegentlich Werbeaufnahmen für beispielsweise Audi oder die Dresdner Bank. Gabo lehnte es als Tierschützerin jedoch ab, Menschen im Pelz zu fotografieren. „Lieber nackt als im Pelz“ hieß auch das Motto der Tierschutzorganisation PETA, für die 2002 Die Toten Hosen nackt vor ihrer Kamera posierten.   

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