Macher vom Rhein: Das kreative Duo Wiebke Schilbock und Annekatrin Fromm
Mit Farbe gegen die Krise
Es kann das Muster eines alten Teppichs sein oder das eines gebrochenen Parketts oder ein Herbstblatt und eine Avocado – selbst Joghurt-Becher können der Auslöser für eine neue Design-Idee sein. Annekatrin Fromm saugt die unterschiedlichsten alltäglichen Dinge wie ein Schwamm auf, fotografiert sie, sortiert sie in ihr eigenes Archiv und entwirft daraus irgendwann, wenn es gerade passt, neue Dessins oft in innovativer 3D-Strickoptik. Kati – wie jeder die Modemacherin nennt – ist der kreative Kopf der Düsseldorfer Marke „Delicatelove“.
Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Wiebke Schilbock – verantwortlich für Vertrieb und Marketing – hat sie 2018 das ursprünglich unter holländischer Flagge gegründete Unternehmen übernommen und komplett neu aufgestellt. Seitdem gelten die beiden als Senkrechtstarter in der Branche. Selbst in den schwierigen Corona-Zeiten können die Unternehmerinnen so viele Aufträge wie noch nie verbuchen und den Umsatz im Vergleich zu 2019 verdoppeln. Ihre Kunden sitzen in ganz Europa („in England gehen wir gerade durch die Decke“) und Deutschland, darunter auch die Großen wie KaDeWe und Oberpollinger, das Alsterhaus und Lodenfrey.
Was machen sie anders? „Wir haben die Kollektion deutlich verschlankt, neben den Orderterminen in unserem Showroom, die digitale Order und den Online-Shop vorangetrieben. Konsequent bedienen wir zudem die sozialen Medien“, erklärt Wiebke Schilbock. Es werde nicht ins Blaue produziert, sondern nachhaltiger und mit enger Kundenabstimmung, wodurch sich Stornierungen vermeiden lassen.
Doch das Wichtigste: „Wir konzentrieren uns auf kräftige Töne, auffällige Drucke und pudrig- weichen Strick auf einem technisch hohen Level“, sagt die Designerin, die Mode in München an der Modeschule Esmod und in Mailand an der Marangoni studiert hat. Die Strickmäntel- und -jacken, Blusen und Kleider aus Seide, Cashmere, Wolle und exklusivem Mischgewebe machen selbst bei grauen Herbsttagen gute Laune. Sie bestechen mit überraschenden Farbexplosionen, grafischen Mustern und dem Spiel der Gegensätze. Alle Modelle sind wandelbar, lassen sich perfekt untereinander kombinieren und jeden Tag neu erfinden.
„Wir verkaufen das, was wir selber Tag für Tag, beim Einkaufen, auf dem Weg zum Kindergarten (wir sind beide Mütter von kleinen Kindern) oder im Job anziehen“, sagt Kati Fromm. Deshalb seien die Schnitte auch weniger Figurbetont als Komfortsize – bequem, unkompliziert. Es gebe keine Frau, der die Teile von Delicatelove nicht passen, heißt es selbstbewusst.
Von der Düsseldorfer Zentrale an der Kaiserswerther Straße, die zugleich als Showroom dient, und einem kleinen Team aus acht Mitarbeitern steuern die Gründerinnen ihr Unternehmen, haben alle Fäden selber in der Hand. Vor Corona waren sie oft selbst mehrmals im Jahr vor Ort in China, wo vorrangig und in enger Zusammenarbeit produziert wird.
Doch so wie sich das Reisen und vieles andere Gewohnte in den vergangenen Monaten verändert hat, so habe COVID-19 auch neue Perspektiven und Geschäftsmodelle eröffnet. Dabei ist „Capsule Collection“ das Stichwort. Damit sind in der Modebranche einmalig produzierte und limitierte Mini-Kollektionen gemeint, die meist im Rahmen einer Kooperation entstehen.
Gemeinsam mit Möve, einem der letzten deutschen Textilunternehmen, das noch in Deutschland produziert, wird es eine Home-Kollektion geben. Mit den Gesichtsmasken in den für sie typischen bunten Dessins, hat das Duo großen Erfolg: Seit Anfang März wurden nahezu 150 000 Exemplare verkauft und vom Erlös gingen mehr als 25 000 Euro an die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“. Im Sommer 2021 kommt ein kleine Bademode-Reihe auf den Markt. Kissen werden produziert, aber auch Yoga-Sets aus recyceltem Polyester.
DELICATELOVE
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