Zum ersten Mal kommen im NRW-Forum Düsseldorf internationale Künstler*innen und Designer*innen aus der Urban-Art-Szene wie Banksy, Shepard Fairey, Swoon und JR zusammen. Über 2.000 Werke der Fotografie und des Grafikdesign sowie Graffitis, Skulpturen und Designer Toys verschmelzen zu einem bunten Gesamtkunstwerk der Popkultur.
Street-Art ist aus Protestkulturen, zivilem Ungehorsam und gegenkulturellen Strömungen der 1960er und 1970er Jahre hervorgegangen. In den USA sprühten die jungen Graffiti-Künstler* innen ihre Namen oder einfache Zeichen auf Häuser und U-Bahn-Waggons. Später entstanden daraus immer anspruchsvollere Bilder, die ganze Hauswände überzogen. Die gesamte Stadt wurde zur Galerie, zum Ort für Kommunikation und Aushandlung sozialer Fragen.
Die von Gesellschafts- und Konsumkritik geprägten Arbeiten sind heute genauso relevant wie zum Zeitpunkt ihrer Entstehung. Sie verdeutlichen in ihrer Zusammenstellung das kreative, spielerische und politische Potenzial urbaner Kunst, die neben Graffitis, Schablonen, Aufklebern und Mosaiken auch Performances, verschiedene Formen der Kommunikationsguerilla und Designer Toys umfasst, unter anderem mit Arbeiten von Banksy, Javier Calleja, Shepard Fairey, Daniel & Geo Fuchs, Futura, Mark Gonzales, Herakut, JR, KAWS, Conny Maier, Stefan Marx, Prune Nourry, Hoker One, Os Gêmeos, Ricky Powell, Stefan Strumbel und Swoon.
Die Ausstellung beginnt mit den Ursprüngen der Street Art in der New Yorker Bronx mit dokumentarischer Street Photography aus den 1970er bis 1990er Jahren etwa von Ricky Powel, Martha Cooper oder Futura und den ersten Stencils (engl.: Schablone) und Pastings (engl.: Plakate) von Banksy und Swoon. Banksy ist das Pseudonym eines britischen Künstlers, Aktivisten und Filmregisseurs, dessen Identität unbestätigt ist. Seine Werke sind politische und soziale Kommentare, die auf Straßen, Mauern und Brücken in der ganzen Welt zu sehen sind. Er ist bekannt für seinen dunklen Humor und die unverwechselbare Schablonentechnik, gilt als Kapitalismus- und Kunstmarktkritiker. Die US-amerikanische Künstlerin Swoon fertigt seit den späten 1990ern lebensgroße, aufwendig gestaltete Figuren aus recyceltem Zeitungspapier, die sie, für Street Art ungewöhnlich, lange im Atelier vorbereitet. Ihre Werke sind großformatige, illustrative Porträts, die sie an Industriebauten, verlassene Gebäude, Brücken oder Wassertürme kleistert. Sie arbeitet überwiegend kollaborativ und engagiert sich für soziale Themen und Umweltschutz.
Die Pionier*innen der Street Art nahmen hohe Risiken auf sich, blieben und bleiben aufgrund illegaler Aktionen oft anonym. Trotzdem haben es einige von ihnen zu großer Bekanntheit gebracht, wie der französische Künstler JR, der seine wahre Identität ebenfalls im Geheimen hält. Er platziert seine Arbeiten als großformatigen Plakate an Hauswänden, Treppen und Mauern. Die meist extremen Nahaufnahmen menschlicher Gesichter machen auf soziale und politische Themen aufmerksam, wie die in der Ausstellung präsentierten Serien „Portrait d’une Generation“ (2004), die sich mit Jugendkriminalität in den Banlieues beschäftigt, oder „Face 2 Face“ (2007), eine Reihe Nahaufnahmen von Geistlichen aus Israel und Palästina.<
_>Redaktion: M.-C. Heinersdorff_>Foto: Daniel & Geo Fuchs
Foto:_>Daniel & Geo Fuchs_TOYGIANTS – „Astroboy“ – 2004_Courtesy Collection Selim Varol
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>Viele der ausgewählten Künstler*innen kommen aus der Skateboard- und Graffiti-Szene und sind mit Figuren wie Bart Simpson und Luke Skywalker aufgewachsen – deshalb ist die Ausstellung auch ein Wiedersehen mit popkulturellen Ikonen der 1980er und 1990er Jahre. Während Daniel & Geo Fuchs’ Fotografien Nahaufnahmen von Super-Helden wie Batman zeigen, ist Javier Callejas Manga-Figur Astroboy (No more Heroes) von der Niedlichkeitsästhetik Kawaii (jap.: liebenswert, süß oder niedlich) inspiriert. In vielen japanischen Toys verschmelzen die New Yorker Straßenkultur von Hip-Hop, Breakdance und Graffiti mit der Manga-Kultur, wodurch ein eigener Markt und visueller Kosmos entstanden ist. Designer Toys sind hybride Wesen: Zwischen Kinderspielzeug und Sammlerstück, entstammen sie einerseits der Logik des Spiels und der Massenproduktion und sind andererseits durch die Protest- und Gegenkulturen der Street Art geprägt.